Sprache

Sprache – und ihre Tücken

Unsere Sprache hat einen digitalen und einen analogen Anteil. Der digitale Anteil, der Text, eignet sich sehr gut zur Übermittlung von reiner Information (z.B. gedruckt) und von Bedeutung, z.B. durch erklärende Worte zur Ergänzung von bildlicher Information, wie im Museum ein kurzer Text unter einem Gemälde. Die analogen Anteile des Sprechens, wie Lautstärke, Geschwindigkeit und Tonhöhe, übermitteln gleichzeitig Informationen über die Beziehung zwischen Sender und Empfänger.

Oft reagiert man mehr auf diese analogen Botschaften als auf die Inhalte. Beide Anteile können missverstanden werden; selbst Worte, deren Bedeutung eigentlich „klar“ ist. So können zwei Menschen z.B. unter „Gerechtigkeit“ jeweils etwas ganz anderes verstehen. Noch weit mehr individuell unterschiedliche Bedeutungen hat das Wort Liebe. Es ist erstaunlich, dass Menschen sich überhaupt verstehen können.
Es ist ebenso erstaunlich, wie oft versucht wird, Probleme allein über den Kanal Sprache zu lösen. Viele Menschen haben die Tendenz, sich sehr auf das Gesagte zu konzentrieren, und über ein Problem immer wieder zu reden – in der Hoffnung, hier eine Lösung zu finden. Sprache stiftet bisweilen mehr Verwirrung, als dass sie zu Klarheit und Verstehen beiträgt: Nicht immer senden wir die Botschaft, die wir senden wollen, und nicht immer kommt das an was wir sagen wollten oder glauben, gesagt zu haben. „So habe ich das nicht gemeint! Das habe ich doch gar nicht gesagt! Du verstehst mich völlig falsch!“ Grund ist meist, dass wir pausenlos analoge Botschaften aussenden und empfangen, auf die wir viel stärker reagieren als auf den eigentlichen Text.
Ein großer Teil eines (Streit-) Gespräches besteht daher oft aus Erklärungen und Rechtfertigungen.

Jeder Mensch hat ein eigenes, ganz individuelles Modell der Welt. Unsere Muttersprache scheint ein verbindendes Element all dieser individuellen Modelle zu sein, etwas, dass wir alle gemeinsam haben. Meistens verhält es sich tatsächlich so; wenn man allerdings in der eben zitierten Weise aneinander vorbei redet, spürt man, dass das nicht selbstverständlich ist.