Gregory Bateson

Er war ein sehr vielseitiger Forscher: Gelernter Anthropologe und Biologe, arbeitete er auch als Sozialwissenschaftler, Delfinforscher und vor allem als Kybernetiker; er hat die Kybernetik, die Lehre von den geregelten Prozessen, wesentlich mitgeprägt: Hier geht es um Rückkopplung, Gleichgewichtszustände und Selbstregulation. Somit ist er nicht nur einer der Begründer der Systemtheorie (Niklas Luhmann bezieht sich in seinem gleichnamigen Werk ganz wesentlich, wie er selbst schreibt, auf Gregory Bateson), sondern auch der systemischen Therapie.

Er war ein sinnlicher Mensch und ein Genießer; abstraktes Theoretisieren war ihm fremd. Er stellte sich, wenn es sinnvoll war, immer wieder gegen die herrschende Lehrmeinung; ließ sich aber auch nicht von der Gegenseite − der Esoterik − vereinnahmen, weil er ihre anti-intellektuellen Ansätze immer befremdlich fand.

In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts betrieb er als erster Feldforschung; in Neu-Guinea untersuchte er die Verhaltensweisen eines Indianerstammes, aber ausschließlich durch Beobachtung, nicht durch Befragung; seine Ergebnisse dokumentierte er durch Fotografien, Sprach- und Filmaufnahmen. In den 40er Jahren entdeckte er dort in seinen Untersuchungen, dass es für Menschen nur zwei Möglichkeiten der Beziehung gibt: die eine nannte er „symmetrisch“, die andere „komplementär“.

Sein bekanntestes Werk ist „Ökologie des Geistes„, eine Sammlung von etwa 40 Aufsätzen aus vielleicht 20 Jahren der Forschung. Darin finden sich Artikel über Schizophrenie, unter anderem seine double-bind-Theorie zur Entstehung der Schizophrenie, die zwar später empirisch keinen Bestand hatte, aber dennoch einen sehr wichtigen Schritt (Originaltitel des Buches: „Steps to an ecology of mind“) in der humanistischen Psychotherapie darstellt. Außerdem ein hochinteressanter Artikel unter dem Titel „Die Kybernetik des Selbst“; wahrscheinlich mit das Beste, was jemals über Alkoholismus geschrieben wurde. In seinem Spätwerk „Geist und Natur − eine notwendige Einheit„, führt er ein halbes Dutzend wichtiger Erkenntnisse zu einer Einheit zusammen. Er war zeitlebens auf der Suche nach dem Muster, das alles Lebende verbindet: “ … den Krebs mit dem Hummer und die Orchidee mit der Primel und alle diese vier mit mir? Und mich mit ihnen?“ Und er war sicher, dass sich dieses verbindende Muster in der Ästhetik zeigt − alles Schöne dieser Welt ist verbunden durch ein gemeinsames Muster, das er ergründen wollte.

Zu seinen schönsten Aussprüchen zählen diese beiden:

Die übervereinfachten Ideen werden immer die verfeinerten Ideen ersetzen, und das Hassenswerte und Vulgäre wird immer an die Stelle des Schönen treten. Und trotzdem erhält sich das Schöne am Leben.

Die größten Probleme dieser Welt resultieren aus dem Unterschied zwischen der Art und Weise, wie die Natur arbeitet, und der Methode wie die Menschen denken.